Begebenheiten rund um die FuTK

Hier eine Episode zu unseren Postenturm von Richard Stahl, Oberstleutnant a.D. , Rentner in Berlin

Der Postenturm in Steinheid

Mitte der 80er Jahre war ich als Stabsoffizier in der Abteilung Ausbildung des Chefs Funktechnische Truppen im Kommando der Luftstreitkräfte und Luftverteidigung in Strausberg bei Berlin tätig. Wir bemühten uns, die Ausbildung unserer Funkmeßsoldaten möglichst anschaulich zu gestalten. Und so wurde ich „Fachberater“ für einen Ausbildungsfilm: Arbeitstitel  „Visuelle Luftbeobachtung und Flugzeugerkennungsdienst“, den das Armeefilmstudio der NVA produzieren sollte. Selbstverständlich musste in diesem Film auch ein Luftraumbeobachter in Aktion gezeigt werden. Die Filmleute bestanden darauf, dass der Postenturm, auf dem der Beobachter agieren sollte, auch vom Äußeren her in einer FutK in schöner  landschaftlicher Umgebung, also mit sehenswertem Vorder- und Hintergrund stehen sollte. Auch wenn die entsprechende Filmsequenz nur wenige Sekunden zu sehen sein würde. Ich schlug die FuTK-512 vor. Mit dem Regisseur Heinz Täge besichtigten wir den Drehort. Die Filmleute waren natürlich von dieser „Location“ sehr getan, erwartete sie doch eine Dienstreise in eine der schönsten landschaftlichen Gegenden der DDR und die „Rennsteigbaude“ und das „Kieferle“ gefielen ihnen auch. Sonst hatten sie bei ihrer Filmarbeit zumeist auf drögen Truppenübungsplätzen zu tun. Nur eines „stimmte“ nicht in Steinheid: der Postenturm. An ihm hatte der Zahn der Zeit in einem doch etwas herberen Klima genagt. Also musste für die Filmaufnahmen ein neuer Postenturm her. Dazu brauchte man Holz, gutes Schnittholz.
Es ist eine Legende, dass in der DDR für die NVA alles zu haben war. Es gab zwar eine entsprechende Verordnung des DDR-Ministerrates, die sogenannte „LVO“, die die Lieferungen und Leistungen der Volkswirtschaft an die Landesverteidigung unter Vorzugsbedingungen zur Pflicht machte. Aber selbst mit der „LVO“ im Dienstreisegepäck machten wir beim Rat des Bezirkes in Suhl kein Kantholz locker; auch nicht in Gera und in Erfurt. Das mag vielleicht auch daran gelegen haben, dass Kantholz, wo es produziert wurde, auch unter der Hand zum Datschenbau „abkanalisiert“ und somit ein echter Engpass war. Aber in Frankfurt Oder gelang es uns dann doch, eine entsprechende Menge Kantholz und Bretter zu erstehen. Und so kam es, dass wir eine Ladung Holz mit dem LKW von der Oder in den Thüringer Wald quer durch die ganze DDR kutschierten. Das kommt mir gelegentlich in den Sinn, wenn ich heute in einem Baumarkt durch ein Holzlager gehe.

Nachtrag:
Natürlich konnten wir auch keine Zimmerleute organisieren. Auch für dieses Bauwerk blieb nur das in der Truppe ungeliebte Zauberwort „Truppeneigenleistung“. 
Wenn man an die Leistungen der Funkmesssoldaten, an ihren schweren und anspruchsvollen Dienst erinnert, dann muss man auch an die erheblichen Belastungen unseres Personals durch diese – im wahrsten Sinne des Wortes – Leistungen erinnern.
Der Postenturm und der Film wurden pünktlich fertig. Auf einem Festival der Filmstudios der Armeen des Warschauer Vertrages errang das Armeefilmstudio der DDR mit diesem Film einen Preis.

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Erlebnisberichte von Roland Witter

Steinheid im Winter - die FuTK und der Schnee (Teil 1)

Die FuTK in Steinheid war die höchstgelegene Funktechnische Kompanie der DDR und natürlich sehr schneesicher.
Es war der 13. Februar 1970 –Ich hatte Urlaub und musste an diesen Tage eigentlich 7 Uhr meinen Dienst antreten. Von Oberweißbach kein Problem, mit den Röhrenwerksbus 5:30 Uhr nach Neuhaus und dann mit den Anschlussbus nach Steinheid. Der Bus war pünktlich in Oberweißbach aber er konnte nicht mehr die Strecke zurück nach Neuhaus fahren. So nahmen wir den längeren Weg über Unterweißbach, Sitzendorf, Mellenbach, Katzhütte Richtung Neuhaus. An der katzhütter Kreuzung kurz vor Neuhaus angekommen, gegen 7 Uhr,  ging gar nichts mehr, alles war dicht. Also machte ich mich zu Fuß auf in Richtung Steinheid. Gegen 11 Uhr kam ich dann am Röhrenwerk an.  Hier oben war dann „schwere“ Räumtechnik im Einsatz. Angehörige der VP unter Ihnen Sepp Hujer, viele werden Ihn noch kennen, er war bei der Verkehrspolizei tätig und nahm die Führerscheinprüfungen ab, sagte mir das Steinheid vollkommen gesperrt sei und ich keine Chance hätte dahinzukommen. Wie weiter ...... Ein Busfahrer aus Scheibe – Alsbach mit seinen 17-Sitzer ROBUR-Bus wollte auch nach Hause und bot sich an mich mitzunehmen wenn ich Ihn helfe.
So fuhren wir gen Steinheid, bis zur Rennsteigbaude ging alles gut, dann haben wir uns gemeinsam durchgeschaufelt. Gegen 17 Uhr waren wir dann am Gasthaus“Quelle“ in Steinheid angekommen. Zur Kompanie kam ich dann mit meinen Kameraden, die mit unserer ATS, ein russisches Kettenfahrzeug mit Spitzpflug, die Straßen von Steinheid räumten. Die ATS war dann auch unser Fahrzeug wenn Urlauber an den Bus gebracht wurden und wir die Semmeln vom Bäcker  holten.
( Entfernung Oberweißbach - Steinheid  21 KM )

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Steinheid im Winter - die FuTK und der Schnee (Teil 2)

Ich hatte ja schon über mein Wintererlebnis während meiner Dienstzeit geschrieben – hier ein Erlebnisbericht von Siegfried Wolfram.
Die Steinheider Winter waren immer was Besonderes. Es gab in den Siebzigern und teilweise noch Anfang der achtziger Jahre recht schwere Winter. Zu den Schneemassen kam noch der Wind, teilweise über 10m/s. Die Lage der Kompanie auf einem freien Hügel tat ihr übriges.
Was haben wir Schnee geschippt. Genutzt hat es wenig, denn nach kurzer Zeit war wieder alles zugeweht. Oft war die Verlegebereitschaft der FuTK gefährdet oder nicht mehr gegeben. Wir meldeten dann dem Vorgesetzten: FuTK auf Grund schwerer Schneeverwehungen nicht mehr  verlegebereit. Schneehöhen bis 2 Meter waren normal, oftmals war der Zaun nicht mehr zu sehen. Bei den im Flachland gelegenen vorgesetzten Stäben löste dies oft Unverständnis und Ärger aus. Ich erinnere mich an eine Geschichte, wo der Bataillonsstab in Erfurt einen PKW mit 2 Offizieren losschickte, um zu überprüfen, ob unsere Wettermeldung der Wahrheit entspricht. Wir wunderten uns nur, als diese plötzlich zu Fuß das Objekt betraten. Ihr PKW war irgendwo in Steinheid im Schnee stecken geblieben. Ein gesundes Maß an Schadensfreude hat damals wohl jeder empfunden, der dies miterlebt hat.
Ein "bewährtes Schneeräumgerät" war damals ein russisches Raupenkettenfahrzeug "ATS". Zum Schneeschieben diente ein einfaches Planierschild, das über einen Seilzug höhenverstellbar vorn angebracht war. Die Raupe schob den Schnee vor ihr im wahrsten Sinn des Wortes nur vor sich her, das die Schneemassen immer wieder das lose Schild nach oben schoben und die Raupen der ATS anschließend das nicht weggeräumte Material festwalzten. Wenn das Schild wieder lockeren Schnee erreichte, "sackte" das Raupenmonstrum mit der Schnauze nach von und grub sich wieder in den Schnee ein. So entstand dann nach einigen Schneeräumversuchen auf der Zufahrtsstraße eine tolle Berg-und-Talbahn, auf die jeder Rodler stolz gewesen wäre.
Je öfter Schnee geschoben wurde, desto höher wurden die Schneemauern rechts und links der "Fahrrinne". Eine solche Rinne bot natürlich immer eine ideale Angriffsfläche für den Wind in Verbindung mit dem Schnee, denn im Nu war alles wieder zugeweht. Irgendwann wurden dann die Schneemauern so hoch, dass selbst die Raupe es nicht mehr schaffte, den Schnee aus der Rinne zu befördern, denn hinter dem Fahrzeug fiel er immer wieder zurück in die Fahrrinne.

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Hier noch ein kleine Episode, die mich fast das Leben bzw. die Gesundheit gekostet hätte – Explosion in der Funkstation

Im Herbst 1970 kam ein neuer Unteroffizier aus Erfurt in unsere Einheit. Er sollte nach meine Ausscheiden die Station übernehmen. Ich arbeitete Ihn entsprechend ein.
In regelmäßigen Abständen wurde die Technik von der Nachrichtenwerkstatt überprüft Dazu wurde sie in das Batallion nach Erfurt überführt. Nach erfolgter Instandsetzung erfolgte die Rückführung nach Steinheid. Die Station kam so gegen 20 Uhr in Steinheid an – Ich erhielt den Befehl die Station wieder betriebsbereit zu machen da der neue Truppführer (Uffz. Tezlaff aus Erfurt ) nicht auffindbar war. Er tauchte aber dann doch rechtzeitig auf und gemeinsam mit meinen Funker (Gefr. Kurt Matthai) machten sie sich an die Aufgabe.
Plötzlich gab es einen lauten Knall – der UvD stürzte in mein Zimmer und rief mir zu – deine Funkstation ist explodiert. Ich rannte in die technische Zone zur R-118 Stellung, dass erste über was ich stolperte war die Klappe zu Aggregateraum.
Was war passiert:
Wie sich herausstellte wurde bei der Instandsetzung der Tankdeckel am Aggregat nicht ordnungsgemäß verschlossen. Durch die Fahrt von Erfurt nach Steinheid lockerte er sich und das Benzin, der Tank war randvoll, schwappte über und verdunstete im Raum. Mit den Anschließen der Station an das zentrale Stromnetz entstand ein Krichstrom auf dem abgeschirmten Panzerkabel im Aggregateraum. Durch einen Funken wurde das Benzin- Luftgemisch gezündet und es kam zur Explosion. Der Aggregateraum wurde total zerstört. Die innere Holzwand wurde zersplittert und 30 – 40 cm lange Spieße steckten auf der gegenüberliegenden Seite in der Wand. Der Gefr. stand im vorderen Teil und wurde durch einen umherfliegenden Spieß quer in die Seite getroffen. Der Gruppenführer befand sich gerade außerhalb der Station.
Vielleicht hätte ich gerade auf der Sitzkiste, meinen Stammplatz,gesessen ? !
Ein paar Tage später am 30.04.1971 wurde ich dann entlassen.

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Essen auf dem Nachbarhügel

Ein kurzer Beitrag zur Verpflegung bei den russischen Freunden von Peter Leuthäußer (Mail vom 13.04.2023)

Hallo Michael Günther, habe an irgend einer Stelle gelesen, daß man das Mittagessen auf dem Nachbarhügel nicht vertragen hat. Auch ich habe dort eine Zeit lang Dienst gemacht. Die Suppe, die dort serviert wurde, war eine warme russische "Borschtsch" (es gbt auch eine kalte), auf der 1cm dick das Sonnenblumenöl schwamm. Das Ganze war nichts für schwache Mägen. Als ich 2013 das Kriegsgrab meines gefallenen Vaters in der SüdostUkraine, fast am Asowschen Meer im hohen Steppengras gesucht habe, aß ich eine kalte ukrainische "Borschtsch". Das ist eine schmackhafte Gemüsesuppe, die man gut nachkochen kann. Viele Grüße aus Scheibe-Alsbach

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Steinheider Nebel oder: "Wolkenkompanie"

Steinheider Nebel - Ein Blick in die Vergangenheit von Reiner Fleischmann:

Es muss wohl Ende November des Jahres 1984 gewesen sein. Das ohnehin spärliche Licht des Tages hatte sich schon früh am Nachmittag in ein bleiernes Schwarz gewandelt. Am Abend verlor sich der Blick aus dem Fenster in einem von der Zimmerbeleuchtung erhellten Nebelmeer. Ich hatte Bereitschaft im DHS der FuTK-512 und überlegte, was ich bis zur Nachtruhe noch machen könnte. Ein Buch lesen auf dem Zimmer oder doch noch eine Runde Billard im Clubraum? Da unterbrach die schrille Alarmhupe jäh meine Gedanken. Gleichzeitig ertönte vom Gang der Ruf des UvD: „B1 08, 06“ ! Ein kurzer Blick von meiner Zimmertür in Richtung des UVD-Tisches bestätigte den Alarm. Auf der Alarm-Leuchttafel waren die Bereiche B1 sowie 06 und 08 hell unterlegt. Nun galt es für mich die mir unterstellte Funkmessstation 8416 innerhalb einer Normzeit zu besetzen und in Gefechtsbereitschaft zu bringen. So wie man gerade angezogen war, schnell noch überprüft ob der Stationsschlüssel am Mann ist, eine Taschenlampe gegriffen, los ging‘s im Laufschritt in Richtung technische Zone. Am UvD vorbei, zwei Treppenabsätze runter, durch den Windfang, wieder 3 Treppen runter, durch die Eingangstür, 90 Grad rechts wieder 3 Treppen, 90° links, am Appellplatz vorbei, über die Kompaniestraße, 3 Treppen hoch geradewegs auf den Steig zu den Stellungen der Funkmessstationen. Hatten bis jetzt noch die Lichter der Unterkunft den Weg schemenhaft hervorgehoben, war nun abrupt Schluss! Ich war in ein Nebelmeer eingetaucht so wie es London noch nicht gesehen hat und auch nicht mehr sehen wird. Der Strahl der Taschenlampe traf nach zwei Handlängen auf die sprichwörtliche Nebelwand. Jetzt nur nicht die Orientierung verlieren! Den Weg war ich schon so oft gegangen, dass ich ihn eigentlich auch mit geschlossenen Augen finden müsste. Klar: Rechts ist der Unterstand der Nachrichtentechnik und dann kommt der Hügel der 03. Links stehen ein paar kleine Fichtengruppen und dann überwiegt freies Gelände. Noch ein paar Schritte geradeaus und dann leicht rechts hinab in die Stellung der 08. Mittlerweile waren die Laufschritte schon in ein vorsichtiges Voranschreiten übergegangen. Die Normzeit lies aber eigentlich keinen langsamen Schritt zu. So in Gedanken… Rumms! Ein Schmerz! Ein Schrei! Ich war unvermittelt mit Kopf und rechtem Knie gegen eine Betonmauer geknallt. Nun hellwach, war wenigsten wieder klar, wo ich mich befand. Ich war zu weit nach rechts vom Weg abgekommen und gegen die rechte Einfassungsmauer der 08-Stellungswand gelaufen. An dieser konnte ich mich nun nach links vortasten und endlich die Treppe am Stationsfahrzeug finden. Schnell die Petschaft geprüft, Schloss geöffnet und rein. Vom Gefechtsstand war die Station bereits über Fernsteuerung eingeschalten worden. Ich musste nun über verschiedene Handgriffe (sind alle längst vergessen) die Elektronik abstimmen sowie die Antenne zum drehen bringen. Vor den Bildschirm setzen und die Einsatzbereitschaft an den Gefechtsstand melden war im Anschluss ein Ding. Soweit ich mich erinnern kann, wurde die Normzeit eingehalten. Der Einsatz selber dauerte nicht allzu lange. Die FM durfte wieder in die Grundbereitschaft versetzt werden. Nach dem Verschließen und Versiegeln der Station habe ich mich auf den Rückweg zum Kompaniegebäude gemacht. Meine Körperhaltung entsprach dabei wohl mehr der eines Spürhundes, denn der Nebel stand unverändert dicht über der Kompanie. Der Lichtschein des hell erleuchteten Unterkunftsgebäudes hat mir dann endlich den restlichen Weg gewiesen. Wieder zurück in der Unterkunft war mein erster Weg zu einem Spiegel. Dieser offenbarte eine kleine Schürfwunde auf der Stirn. Ein Blick auf das rechte Knie zeigte, dass auch da „Lack“ fehlte. Das war allerdings nichts gegenüber den Farbwechseln auf der Kniescheibe in den darauffolgenden Tagen. Blessuren hin oder her, alles in allem war es ein ganz normaler Abend im diensthabenden System der FuTK 512, im speziellen Fall mit dem berüchtigten „Steinheider Nebel“.

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